Wegen der Corona-Pandemie herrschen aktuell viele Einschränkungen – auch für die Metallbranche. Nach Ostern erfahren wir, ob die Ausgangsbeschränkungen und Schutzmaßnahmen weitergehen. Aber welche Folgen hat das alles für die Wirtschaft? Und wie geht es nach der Krise weiter? Darum geht es heute.
Fest steht: Wir sind alle von der Krise betroffen: Manche sind vielleicht selbst erkrankt, andere haben mit den Einschränkungen und den wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen.
Aktuell müssen zahlreiche Betriebe schwierige Entscheidungen treffen oder kreative Lösungen finden. Weil Lieferketten unterbrochen sind, Teile fehlen und Aufträge wegbrechen, haben viele Betriebe notgedrungen ihre Produktion heruntergefahren, Kurzarbeit angemeldet oder ihren Mitarbeitern sogar kündigen müssen. Rund 470.000 Unternehmen haben allein bis Ostern Kurzarbeit beantragt. Aktuell liegt die Zahl in Deutschland bei 725.000 Unternehmen. Uns würde auch interessieren, wie es euch mit der aktuellen Situation geht. Schreibt es gerne in die Kommentare.
Behörden nicht auf digitale Kommunikation eingestellt
Auch die Stahlhersteller sind genau wie viele andere Wirtschaftsbetriebe, direkt oder indirekt von der aktuellen Corona Pandemie betroffen. Bisher dürfen sie weiter produzieren. Weil Unternehmen im Stahlbau viel vorfertigen können, läuft der Betrieb auf den Baustellen aktuell noch ohne große Störungen. Das bauforumstahl mahnt jedoch an, dass Bauvorhaben nun aus einem ganz anderen Grund ins Stocken geraten könnten: Die Behörden seien nicht ausreichend auf digitale Kommunikation vorbreitet.
Uns würde interessieren, ob es Unternehmer unter euch gibt, die das bestätigen können. Macht ihr aktuell ähnliche Erfahrungen oder sieht es bei euch ganz anders aus?
Unter www.metalworks-tv.de/corona findet ihr rechtliche Informationen, praktische Hilfsangebote und Adressen, die während der Corona-Krise wichtig sind.
Auch die Messen – das habt ihr alle mitbekommen – fallen aus. Einige Messeveranstalter haben sich deswegen etwas überlegt: Weil die HANNOVER MESSE – wie viele andere Messen auch – dieses Jahr wegen Covid-19 nicht stattfinden kann, haben die Veranstalter web-basierte Alternativangebote auf den Weg gebracht: Mit Live-Streams, interaktiven Experteninterviews und einer direkten Kontaktfunktion für Besucher und Aussteller wollen sie eine Alternative für Begegnungen auf der größten Industriemesse der Welt schaffen.
Auch, wenn digitale Treffen soziale Begegnungen nicht ersetzen können: Wie findet ihr es, dass immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitern Home Office gestatten und ihre Online-Angebote ausbauen? Und was denkt ihr: Wieviel wird nach der Krise davon noch übrig bleiben?
Folgen für die Wirtschaft: Drei Szenarien
Rund drei Monate hat das Virus China in Atem gehalten. Jetzt meldet die chinesische Regierung erstmals sinkende Neuinfektionen. Ob die Zahlen stimmen, ist nicht gesichert, weil die autoritäre Regierung in der Vergangenheit Zahlen geschönt und wiederholt die Zählweise verändert hat. Dennoch fahren mehr als die Hälfte der Fabriken in China ihre Produktion wieder hoch. Auch wenn diese Entwicklungen Wachstum anzeigen, bedeuten sie nicht, dass sich die Wirtschaft schon wieder erholt hat.
Wirtschaftsexperten haben nun versucht, die Folgen von Kontaktsperre und Fabrikschließungen auch für Deutschland abzuschätzen: Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel hat vor einem Minus von neun Prozent bei der Wirtschaftskraft gewarnt. Die Kollegen des Münchner Ifo-Instituts sagen, die Wirtschaft könne im schlimmsten Falle sogar um 20 Prozent im Gesamtjahr schrumpfen.
Der Sachverständigenrat der Wirtschaftsweisen hat versucht zu berechnen, welche Folgen verschiedene Verläufe der Corona-Krise für die Wirtschaft haben würden.
Schauen wir uns mal an, welche Szenarien es ihrer Meinung nach geben könnte und welchen strukturellen Schaden das Wirtschaftsgeflecht in ihren Prognosen nehmen würde. Die Experten haben jedem der drei Szenarien einen Buchstaben zugeordnet: kleines v, großes V, und ein U mit einer langen Ebene.
Szenario 1:
Der Sachverständigenrat der Wirtschaftsweisen hält ein fünf Wochen dauerndes Szenario für am wahrscheinlichsten. Danach benötigt die Wirtschaft drei Wochen, bis alle Prozesse wieder laufen. Das Bruttoinlandsprodukt würde in dieser Phase ungefähr so stark einbrechen wie während der Finanzkrise 2009. Ab dem dritten Quartal würde die Wirtschaft wieder reibungslos laufen.
Das bedeutet: Dieses Jahr könnte die Wirtschaft demnach um 2,8 Prozent schrumpfen. 2021 würde das Wachstum dann aber stark anziehen und ein Plus von 3,7 Prozent verzeichnen.
Szenario 2:
Wenn die Einschränkungen länger andauern, könnte der Einschnitt in die Wirtschaftskraft deutlich drastischer ausfallen. Dauert der Shutdown sieben statt fünf Wochen, fällt der Einbruch der Wirtschaftskraft fast doppelt so stark aus, wie im ersten Szenario. Zwei Wochen mehr Stillstand hätten also einen überproportional negativen Effekt.
Fazit: Dieses Jahr würde die Wirtschaft um 5,4 Prozent schrumpfen. 2021 gäbe es ein Plus von 4,9 Prozent Wachstum. In diesem Szenario würde es bis 2022 dauern, bis die Verluste wieder aufgeholt wären.
Szenario 3:
Wäre das Wirtschaftsleben bis über den Sommer hinaus eingeschränkt, könnte die Wirtschaftskraft steil abfallen, sich aber anders als in den ersten beiden Szenarien nicht so schnell erholen.
Der Grund: Wenn Firmen wegen der Krise ihre Investitionen längerfristig herunterfahren, könnte das mittelfristig das Potenzial der Wirtschaft insgesamt senken. Sie könnten weniger Produkte und Dienstleistungen produzieren und hätten weniger Bedarf an Mitarbeitern. So dass die Zahl der Erwerbslosen hoch bliebe bzw. steigen würde. Private Haushalte würden eher sparen und vermeiden, Geld auszugeben. Dadurch würden den Unternehmen Kunden fehlen.
Das heißt: In diesem Szenario könnte die Wirtschaftskraft dieses Jahr um 4,5 Prozent schrumpfen – und 2021 mit 1,1 Prozent nur sehr langsam wachsen.
Je länger die Einschränkungen gelten, umso weitreichender wären also die langfristigen Folgen für die Wirtschaft.
Was haltet ihr von den Prognosen? Schreibt uns gerne in die Kommentare, welches Szenario ihr selbst für am wahrscheinlichsten haltet und wie es aktuell bei euch aussieht. In welchem Maß seid ihr betroffen? Seid ihr selbstständig oder Unternehmer, habt ihr Kontakt zu Menschen, die gerade besonders von den Einschränkungen betroffen sind?
Wir interessieren uns für eure Meinung, also kommentiert fleißig, und ganz wichtig: Bleibt gesund.